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Emotionale Intelligenz bei Kindern fördern: Strategien für die Entwicklung sozialer Kompetenzen

  • erunwinter
  • 26. Sept.
  • 6 Min. Lesezeit

Dein Kind flippt aus, wenn der Joghurt lila ist? Willkommen in der Achterbahn der Gefühle 🎢


Stell dir vor: Du gibst deinem Kind einen Heidelbeerjoghurt. Lila Deckel.

Dein Kind: „NEEEEIIIN! Ich wollte den mit dem roten Deckel!“

Und plötzlich hast du Tränen, Drama und die spontane Sehnsucht nach Schallschutzfenstern.


Herzlichen Glückwunsch: du bist mittendrin in der Welt der emotionalen Intelligenz. Denn genau da spielt sie sich ab: im täglichen Kleinkrieg um Deckelfarben, Kuscheltiere und die große Frage, warum niemand das grüne Glas benutzen darf.


Inhalt



Was ist eigentlich emotionale Intelligenz: kann man die irgendwo kaufen?


Wenn du jetzt denkst, „Emotionale Intelligenz… das war doch dieses Ding, das Chefs in Management-Seminaren lernen sollen?“, dann hast du nicht ganz unrecht. Aber Spoiler: Unsere Kinder brauchen das mindestens genauso dringend, wenn nicht sogar noch mehr.


Emotional intelligente Menschen…


… erkennen ihre eigenen Gefühle (auch wenn sie „WUT!!“ heißen)

… können mit Frust, Angst & Enttäuschung umgehen

… verstehen, wie andere sich fühlen (Empathie!)

… lösen Konflikte halbwegs zivilisiert

… sind sozial einfach netter im Umgang (Stichwort: Spielplatz-Frieden)


Und ja: Das kann man lernen, aber eben nicht in einem Onlinekurs für 9,99€, sondern im echten Leben. Mit uns Eltern. Tag für Tag.


Strategien für die Entwicklung emotionaler Intelligenz bei Kindern

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🛠️ Strategie 1: Gefühle benennen: klingt banal, wirkt Wunder


Kinder wissen oft gar nicht, was sie da fühlen. Und wenn wir dann sagen: „Jetzt beruhig dich mal!“, ist das etwa so hilfreich wie ein Regenschirm im Orkan.


Besser: Du machst den Dolmetscher.


Beispiel:

👦 "ICH HASSE ALLES!!!“

👧 "Puh, das klingt nach richtiger Wut. Weil du nicht weiterschauen durftest, oder?“


💡 Durch das Benennen lernt dein Kind:

  • Gefühle sind normal

  • Gefühle haben Namen

  • Gefühle dürfen da sein



👂 Strategie 2: Zuhören wie ein Lama


Lamas hören gut zu. Okay, wissenschaftlich ist das nicht bewiesen, aber es klingt nett 😁. Darum geht’s: Zuhören ohne sofort zu urteilen oder zu retten.


Nicht: „Ach Quatsch, das war doch nicht so schlimm.“

Sondern: „Erzähl mal: was hat dich geärgert?“


🧠 Kinder, die erleben, dass ihre Gefühle ernst genommen werden, lernen:

„Ich bin okay, so wie ich fühle. Und ich darf darüber sprechen.“



🔁 Strategie 3: Gefühle spiegeln (und zwar ohne Drama)


Man muss nicht gleich mitweinen, aber wenn dein Kind enttäuscht ist, weil es beim Memory verloren hat, hilft’s nicht zu sagen:

„Stell dich nicht so an.“


Besser ist sowas wie:

„Boah, das fühlt sich doof an, wenn man verliert, oder? Ich kann das total verstehen.“


Das zeigt Empathie und gleichzeitig lernst du deinem Kind, wie man empathisch sein kann. Denn die beste Schule für Gefühle ist: Beziehung.



🎭 Strategie 4: Rollenspiele & Alltagssituationen nutzen


Manchmal hilft’s, mal die Rollen zu tauschen:


🧩 Szenen spielen wie:

  • „Du bist das Kind, ich bin die Mama – und ich will mehr Eis.“

  • „Ich bin dein Bruder, der dein Spielzeug kaputt gemacht hat.“


Oder beim Vorlesen:

  • „Wie denkst du, fühlt sich die Figur jetzt?“

  • „Was hättest du an ihrer Stelle gemacht?“


So lernt dein Kind spielerisch, sich in andere reinzuversetzen.



😶 Strategie 5: Konflikte begleiten, nicht wegbügeln


Es ist verlockend, beim Geschwister-Streit einfach zu rufen: „Jetzt ist aber mal Schluss, jeder geht in sein Zimmer!“

(Verständlich. Auch pädagogisch nachvollziehbar. Aber: nicht optimal.)


Besser:


  1. Situation beruhigen („Stopp, wir atmen erstmal tief ein und aus“)

  2. Beide Seiten hören

  3. Gefühle spiegeln

  4. Gemeinsam Lösungen finden


Klingt aufwendig? Ist es auch. Aber du baust deinem Kind damit ein inneres Navigationssystem für’s Leben. 🎯


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Emotionale Intelligenz beginnt bei uns


Ja, das nervt. Aber es stimmt:

Wenn wir ruhig bleiben, zuhören, reflektieren: dann sieht das Kind, wie man’s macht.


Und wenn wir mal ausflippen (weil das Kind den rosa Joghurt über den weißen Teppich gekippt hat)?


Wichtig ist, dass wir danach drüber sprechen.

„Du, das war nicht okay, wie ich gerade geschrien hab. Ich war echt überfordert. Es tut mir leid.“


💡 So lernt dein Kind: Auch Erwachsene machen Fehler. Und das ist okay, solange man drüber redet.



💬 Typische Situationen mit Kindern und wie du sie emotional intelligent rockst

Situation

Klassiker

Emotio-Supermama-Version

Kind weint, weil es den Pulli nicht anziehen will

"Jetzt hör endlich auf!"

"Du willst den blauen lieber, oder? Der ist gerade in der Wäsche - ich versteh, dass das blöd ist."

Geschwisterstreit

"Ihr nervt!"

"Okay, was ist passiert? Tim, du zuerst. Dann Lisa."

Kind wirft sich auf den Boden im Supermarkt

"Steh auf, das ist peinlich!"

"Du bist richtig enttäuscht, weil es heute keine Schokolade gibt, hm?"


📦 Emotionale Intelligenz ist kein Zaubertrick


Du musst dein Kind nicht zu einem Buddha mit Legosteinen erziehen.


Aber wenn du ihm hilfst, Gefühle zu erkennen, auszudrücken und bei anderen wahrzunehmen, dann gibst du ihm das beste Werkzeug fürs Leben in die Hand.


Kein Mathe-Test, kein Vokabelheft kann das ersetzen.


Denn: Soziale Kompetenz ist das, was bleibt, wenn der Lila-Joghurt längst leer ist und keiner mehr weiß, warum man damals eigentlich so geweint hat.



🎈 Und was ist mit Schüchternheit, Trotz & Wutanfällen bei Kindern?


Manchmal denkt man ja, emotionale Intelligenz bedeutet: Das Kind sitzt entspannt im Schneidersitz, atmet durch die Nase ein, durch den Mund aus und sagt: „Ich bin wütend, weil meine Schwester meinen Stift genommen hat.“


Haha. Schön wär’s.


In der Realität heißt emotionale Intelligenz oft:


  • Das Kind brüllt, dass es NIE MEHR IRGENDWOHIN MITKOMMT.

  • Du versuchst, nicht auch zu brüllen, weil du eigentlich nur zur Post wolltest.

  • Und irgendwann sagt jemand: „Sie sind aber geduldig!“ (Spoiler: Du bist’s nicht. Du bist nur zu müde zum Streiten.)


Aber genau da passiert emotionale Entwicklung.


Wenn Kinder wütend sind und jemand ihnen hilft, diesen Gefühlsorkan einzuordnen, ohne ihn kleinzureden.


Wenn sie merken: „Meine Gefühle überrollen mich manchmal, aber sie machen mich nicht falsch.“


Und wenn du das jetzt liest und denkst: „Na toll, gestern hab ich mein Kind beim Trotz-Sturm auf dem Supermarktboden einfach nur auf den Arm genommen und rausgetragen.“


Dann sag ich: Bravo!


Denn emotionale Intelligenz fördern heißt nicht: „Alles perfekt machen.“


Sondern: Da sein. Spüren. Reden. Lernen. Zusammen.



📚 Alltagstipps für mehr emotionale Intelligenz bei Kindern


Hier ein paar einfache, stressfreie Ideen für jeden Tag:


🛁 Beim Zähneputzen:

Statt: „Mach endlich den Mund auf!“

→ Sag mal: „Was glaubt deine Zahnbürste heute, wie du dich fühlst? Wütend, fröhlich oder gähnig?“


🚗 Im Auto:

Spiel „Wie geht’s wem?“ Denkt euch aus, wie sich Leute im Bus oder draußen fühlen könnten.

„Der Mann da vorne – sieht der müde aus? Oder eher sauer?“ → Perfekt für Empathie-Training.


📦 Beim Aufräumen:

Redet über den Tag: Was war schön? Was war doof? Gab es Momente, in denen man sich über sich selbst geärgert hat?

→ Super Einstieg für Reflexion ohne „Komm, wir reden mal ernsthaft.“


🛏 Beim Einschlafen:

Gefühls-Bingo: Nennt abwechselnd Gefühle und denkt euch Situationen dazu aus.

„Wann warst du das letzte Mal überrascht? Und wann warst du richtig stolz?“


Und was ist mit mir?

Ganz ehrlich? Emotionale Intelligenz fördern ist ein echtes Langzeitprojekt.


Du musst nicht bei jedem Wutanfall tiefenpsychologische Gespräche führen.


Aber wenn du ab und zu…


  • inne hältst,

  • nicht sofort löscht, sondern erstmal zuhörst,

  • und deinem Kind zeigst, dass Gefühle kein Weltuntergang sind,


…dann leistest du ziemlich Großes.


Und falls du zwischendurch denkst: „Ich krieg’s grad nicht hin.“


Dann atme kurz durch und sag dir: „Ich bin ein Mensch. Kein Roboter. Kein Eltern-Guru. Nur ein Mensch mit einem Kind. Und wir machen das hier zusammen.“


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🧩 Mini-FAQ


Was, wenn mein Kind sehr sensibel ist und schnell überfordert?


Das ist okay! Sensible Kinder nehmen mehr wahr, fühlen stärker. Hilf ihnen, Struktur reinzubringen: Gefühle benennen, Pausen machen, alles darf ein bisschen langsamer gehen.


Und wenn mein Kind scheinbar gar nichts fühlt?


Manche Kinder zeigen wenig nach außen, aber innerlich tobt oft ein Orchester. Frag ruhig nach, aber ohne Druck. Manchmal hilft es, über Dritte zu sprechen („Wie ging’s wohl dem Jungen im Buch, als…?“)


Ich bin selbst nicht gerade ein Emotionsprofi, kann ich das trotzdem vermitteln?


Absolut! Gerade wenn du dich selbst weiterentwickelst, lernt dein Kind durch dich mit. Du musst nicht perfekt sein. Du musst nur ehrlich und bemüht sein.



🧡 Kleine Schritte, große Wirkung


Kein Kind lernt über Nacht, ein Gefühlsguru zu werden. Und auch wir Eltern dürfen Fehler machen, durchatmen, uns entschuldigen oder einfach mal sagen: „Heute war’s zu viel.“


Aber wenn wir dranbleiben – beim Zuhören, beim Erklären, beim Dasein – dann wächst da was Großes:


Ein Kind, das weiß, wie man fühlt, denkt, sich selbst versteht und irgendwann sogar andere.


Das ist echte Superkraft.


Ganz ohne Cape.


Aber vielleicht mit Heidelbeerjoghurt. 💪 🫐


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